#26: Ist man Nazi, wenn man Nazis wählt?

Die AFd ist eine Partei die in Deutschland nicht verboten ist. Man kann sie also wählen. Sollte man sie wählen? Und wenn man sie wählt, was bedeutet das?

Einer der führenden Vertreter der AFd, Björn Höcke („Monument der Schande“), erzeugt ständig für sich Aufmerksamkeit, indem er nationalistische, völkische und das demokratische System verachtende Reden und Kommentare produziert. Wegen einiger seiner Aussagen darf er juristisch als Faschist bezeichnet werden. Auf AfD-Veranstaltungen treten regelmäßig bekannte Neonazis auf, als Ordner, Sicherheitspersonal, Unterstützer oder Politiker. Dies sollte sicherlich jedem Wähler zu denken geben.

Andererseits ist es allerdings auch mittlerweile Praxis, das fast sämtliche mehr oder weniger etablierten Parteien regelmäßig miteinander koalieren oder anderweitig zusammenarbeiten. Dies betrifft CDU, CSU, SPD, FDP, Bündnis90/Die Grünen und in gewisser Weise sogar die Linkspartei (SED). Selbst wenn nicht alle dieser Parteien in einem Bundesland regieren, wird sich dennoch entweder ein anderes Bundesland oder die Bundesrepublik selbst finden, indem diese Parteien regelmäßig zusammenarbeiten. Das heißt nicht, dass diese Parteien austauschbar wären, oder dass sie immer höflich miteinander umgehen würden. Aber es bedeutet durchaus, dass selbst wenn sich diese Parteien in der jeweiligen Opposition befinden, im Denken ihrer Vertreter immer wieder potentielle oder existierende Regierungsverantwortung reflektiert werden muss. Das limitiert in der Tat oppositionelle Möglichkeiten. Es ist die Realität, welche die Politik in eine bestimmte Richtung zwingt, und nicht zwangsläufig eine etwaige Ideologie.

Es gibt allerdings durchaus auch andere Parteien in Deutschland, so zum Beispiel die Freien Wähler, die ÖDP et cetera, die allerdings nicht überall im Landes- oder Kommunalbereich vertreten sind.

Im Kommunalbereich ist es besonders schwierig, sich voneinander abzugrenzen, vor allem wegen räumlicher Nähe, und wegen des allgemeinen Zusammenlebens. Man kennt sich. Politik und Ideologie treten oftmals verständlicherweise in den Hintergrund.

Letzten Endes, wenn man sich von der großen Politik enttäuscht, desillusioniert oder verlassen zu sein glaubt, steht schließlich die AFD als größte und wortmächtigste Oppositionspartei zur Verfügung.

Rechtfertigt dies die Wahl der AFD?

Dies muss letzten Endes jeder mit seinem Gewissen vereinbaren. Allerdings muss man auch damit leben, dass eine solche Wahl oder die Unterstützung einer solchen Partei einen selbst natürlich in die Nähe dieser Partei und ihrer Anhänger rückt.

Es ist daher keine exotische Annahme, dass eine Wahl oder Unterstützung der AfD mit einer gewissen Zustimmung zu ihrem Programm und ihren Vertretern, inklusive Herrn Höcke, aufzuzeigen scheint.

Kurz gesagt, ist man Nazi wenn man Nazis oder Faschisten wählt?

Es fällt mir zumindestens sehr schwer, diese Frage zu verneinen. Ich formuliere das bewusst höflich, um zum Nachdenken anzuregen, in der Hoffnung auf Einsicht darin, dass jeder, der wirkliche Alternativen sucht, sich dann lieber selber in die Politik einbringen sollte, statt Rattenfängern hinterherzulaufen. Die AfD ist keine konstruktive Alternative, im Gegenteil.

Wer sich über die Politik aufregt, sollte selber Politik machen und sich einbringen. Es gibt genug Parteien in Deutschland, und die Personaldecke ist dünn. Machen statt meckern. Aber bitte nicht AfD wählen.